Schweizer Biologie-Olympioniken gewinnen in Kasachstan Silber und Bronze ohne Drill
Sie sezierten Schafsaugen und hielten Falken auf dem Arm: Vom 7. bis 14. Juli erlebten 320 Jugendliche aus über 80 Ländern ein grosses Abenteuer in Astana, wo die 35. Internationale Biologie-Olympiade (IBO) stattfand. Das Schweizer Team räumte zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen ab - und das, ohne bis spät in die Nacht zu büffeln. Ihr Erfolgsrezept? Abendliche Kartenspiele, ein riesiger Plüsch-Oktopus und das Schweizer Schulsystem.
Das Schweizer Team und ihr überdimensionierter Glücksbringer. Von links nach rechts: Leora Schwengeler, Raphael Burgener, Nayin Bao und Nico Amstutz. (Alle Bilder: Lars Wehrle, Schweizer Biologie-Olympiade)
Das Kennenlernen der kasachischen Kultur kam nicht zu kurz.
Schweizer Schokolade und ein riesiger Plüsch-Oktopus helfen, das Eis zu brechen.
Besuch der Nur-Sultan Grand Mosque.
Das Schweizer Team erkundet die Stadt Astana.
Für das Fürstentum Liechtenstein ist Tom Crossley angetreten (vorne in der Mitte zwischen seinen Delegationsleitern, hinten das Schweizer Team inklusive Leitung).
Sie haben alle besser abgeschnitten, als sie erwartet hätten: “Überrascht und überwältigt”, beschreibt Nico Amstutz seine Reaktion auf das Resultat. “Dies ist ein gutes Ergebnis im Vergleich zu Vorjahren und anderen mitteleuropäischen Ländern”, ordnet Lars Wehrle von der Schweizer Biologie-Olympiade ein. Der Student der Universität Bern begleitete die vier Schweizer Teilnehmenden, die sich im April durch ihre Leistungen am nationalen Wettbewerb qualifiziert hatten, an die IBO. Sie seien gut vorbereitet worden, meint Raphael Burgener. Wehrle legt aber Wert darauf, dass die Freiwilligen der Schweizer Biologie-Olympiade keinen Druck auf die Teilnehmenden ausüben. “Sie haben nie am Abend zuvor gelernt und wir haben sie nie angewiesen, das zu tun. Wir sagten ihnen, dass sie Spass haben und Kontakte knüpfen sollen”, betont Wehrle und zieht eine positive Bilanz für die Schweiz: “Folglich zeigt unser Resultat, dass unser Schulsystem viel richtig macht.”
In einem Wort: “Eindrücklich”
Die IBO sei sehr professionell organisiert gewesen, so Wehrle: “Wir haben uns zu keinem Moment Sorgen um die Teilnehmenden gemacht.” Der Wettbewerb bestand aus zwei Theorieprüfungen und vier Praktika, in denen die Teilnehmenden unter anderem Pflanzenblüten bestimmen, forensische Untersuchungen durchführen und Schafsaugen sezieren mussten. Doch auch das Kennenlernen der kasachischen Kultur kam nicht zu kurz. Bei einer Exkursion in den Burabay-Nationalpark konnten die Teilnehmenden traditionellen Kampfsport beobachten und mit abgerichteten Falken auf Tuchfühlung gehen. “Eindrücklich”, antworten die Schweizer Teilnehmenden auf die Frage, wie sie die IBO in einem Wort beschreiben würden. In guter Erinnerung bleiben ihnen auch Spieleabende mit anderen Teilnehmenden aus aller Welt. Um das Eis zu brechen, schleppte das Schweizer Team einen riesigen blauen Plüsch-Oktopus mit - Gesprächsstoff garantiert. Während Nayin nun bereits wieder in der Schweiz ist, um den Militärdienst zu absolvieren, geht das Abenteuer für drei von ihnen privat mit einer langen Rückreise per Zug weiter. Danach wartet auf Raphael die Berufsmatura, Nayin und Nico planen naturwissenschaftliche Studiengänge und Leora wartet gespannt, ob ihre Numerus-Clausus-Resultate fürs Medizinstudium reichen.
Die Wissenschafts-Olympiade fördert seit 20 Jahren Jugendliche, weckt wissenschaftliche Begabungen und Kreativität und beweist: Wissenschaft ist spannend. Zehn Olympiaden finden jedes Jahr statt: Workshops, Lager, Prüfungen sowie Wettbewerbe für über 8'000 Talente in Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Treffen Sie die jungen Talente - bei der Jubiläumsfeier am 14. September in Bern.
Bilder
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