Die Finalwoche der Schweizer Biologie Olympiade 2024 war eine Woche der grossen
Emotionen. Wir, die zwanzig Finalistinnen und Finalisten lachten viel, weinten hin und wieder
und schliefen wenig, und auch unsere hochgeschätzten Leiter haben ohne Zweifel eine
turbulente Woche hinter sich.
Aliyah Burkhard, die Autorin des Berichts, analysiert ein Pflänzchen. (Quelle: Till Epprecht, Biologie-Olympiade)
Wir begannen am Montagnachmittag. Sobald alle sich am Treffpunkt am Bahnhof eingefunden hatten, machten wir uns auf zum Institut für Ökologie und Evolution.
Eine erste Einführung in das Pipettieren mit Mikropipetten und ein kurzer Test verliefen, sagen wir mal, nicht ideal. In den darauffolgenden Tagen pipettierten wir jedoch mit stetig steigender Eleganz, was, wenn Sie uns fragen, auch daran liegt, dass die grauen Mikropipetten geil sind und die dunkelblauen nicht so geil. Das Essen wurde an diesem Abend von unseren kulinarisch begabten Leitern zubereitet, die Dürüms waren auch dementsprechend deliziös. Im Hostel 77, unserer Unterkunft für die Woche, machten wir uns dann etwas besser mit unserer Konkurrenz bekannt. An diesem Abend unterhielten wir uns noch lange und lernten einander kennen, die Chemie stimmte und wir hingen fortan aneinander wie sfBFP-66ONYB und Nickelbeads. Tatsächlich beabsichtigten wir natürlich nur, die anderen durch Übermüdung unschädlich zu machen, damit wir selbst den begehrten Platz im Flugzeug nach Astana ergattern können.
An den Dienstag können wir uns kaum mehr erinnern, Fetzen von den Geschehnissen dieses Tages huschen durch unsere Köpfe wie die Überbleibsel eines Fiebertraums. Schuld daran trägt ein vierstündiges mCherry-Praktikum, das uns vieles abverlangte. Der Leiterin dieses Praktikums, Noemie, ging es vermutlich ähnlich, da sie darauf all unsere angefangen Versuche noch für uns vervollständigen musste, damit wir sie am Samstag auswerten konnten. Das Mittagessen bereiteten wieder unsere lieben Leiter, zum Abendessen begaben wir uns aber ins Restaurant Bahnhof-Weissenbühl, wo wir die folgenden Tage nach getaner Arbeit Gerstensuppe und Spaghetti schlürfen würden. Am Abend formierten wir Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder unseren intellektuellen Salon und bildeten uns literarisch weiter.
Am nächsten Tag, Mittwoch, vergossen wir das eine oder andere Tränchen, denn bei unserem Konditionierungspraktikum kamen viele unschuldige C. Elegans ums Leben. Weitere Tränen flossen, als wir feststellten, dass so gut wie alle die Rolle des Natriumazid NaN 3 im Experiment falsch interpretiert hatten. Darauf folgte ein Histologie-Praktikum, in dem wir Präparate von Skelett- und Herzmuskulatur herstellen mussten. Insiderquellen zufolge stammten die Herzmuskelproben, die wir verwendet haben, aus Hundefutter, da die Abmachung mit dem Metzger nicht funktioniert hatte, und man spontan keine anderen Herzen auftreiben konnte.
Die Exkursion am Donnerstag bot eine mehr als willkommene Abwechslung. Nach zwei Tagen im Labor ohne Sonnenlicht machten wir uns mit neuem Enthusiasmus auf zum Naturpark Gantrisch, wo wir einen der einzigen komplett natürlich fliessenden Flüsse der Schweiz geniessen und studieren durften. Darauf hatten wir einige Stunde Freizeit, an denen wir durch Bern schlenderten. An diesem Tag synthetisierten wir genügend Vitamin D, um auch an den restlichen Tagen unser Bestes zu geben, auch wenn einige sich dabei einen Sonnenbrand holten.
Das Highlight des folgenden Tages, Freitag, war zweifellos die wunderschöne Flusskrabbe, deren Panzer wir bald aufknacken mussten, um in der recht homogenen Masse an Schleim in ihrem Innern die unterschiedlichen Organe und Strukturen zu bestimmen. Das Lowlight war dagegen der Moment, in dem wir feststellen mussten, dass nach sorgfältiger Vorbereitung und Färbearbeit unsere Präparate der Pflanzenphysiologie durch Safraninfärbemittel zu solid roten Blobs reduziert worden waren. Auch dieser Tag ging schnell vorüber und wir waren gespannt, was der letzte Tag der Praktika bringen würde. Dieser Samstag begann mit der Auswertung unserer Gelelektrophorese-Gels, doch viele unter uns missinterpretierten die Banden im Gel, da wir uns nach dieser Woche bei bestem Willen nicht mehr erinnern konnten, welcher Well welche genauen Stoffe enthielt. But alas, wir gaben noch einmal alles, um die Woche gut zu beenden. Wir bestimmten Pflanzen und Tiere, wir werteten Experimente der vorherigen Tage aus und wir fertigten eine Systematik- Darstellung an. In vielen Fällen beschreibt diese jedoch eine Tierwelt, die sehr anders, als die auf unserer Erde aussehen würde. Unsere grosszügigen Leiter geleiteten uns an diesem Abend zu einem Abendessen im Kornhauskeller, wo wir fast zu müde waren, um unsere Kiefer zu bewegen, um uns deliziöse Pilzcremesuppe, Risotto und Panna Cotta einzuverleiben.
Einige unter uns feierten die getane Arbeit mit einer Party und stolperten noch um halb vier morgens an die Bushaltestelle, wo sie auf unsere fleissigen Leiter trafen, die bis dahin in der Universität geblieben waren, um unsere Theorieblätter zu korrigieren und Praktika auszuwerten.
Nun, am Sonntag, bereiteten wir uns voller Elan auf die Ankunft unserer Eltern, Freunde und Lehrpersonen und die Rangverkündigung vor. Gespannt wie Flitzebögen erwarten wir die folgenden Stunden. Wir wissen alle, dass uns diese Woche noch lange im Gedächtnis bleiben wird, und wir schätzen das Privileg, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Wir schätzen auch die Freunde, die wir in dieser doch recht kurzen, aber intensiven Zeit gewonnen haben, unsere engagierten Leiter, die freiwillig diese Woche für uns möglich gemacht haben und die wertvollen Erfahrungen, die wir machen durften.
Autorin: Aliyah Burkhard, Gymnasium Oberaargau. Mehr über das Finale in der Medienmitteilung.